Reise: Ausflugstipps für den Advent und guilty pleasures

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Illustration: Patrick Mariathasan / DER SPIEGEL

Newsletter »Gute Reise« Wisch und weg – die Abenteuer der Anderen

Besser als Netflix: Die Reise-Reels und Insta-Stories von Weltreisenden auf Kreuzfahrt. Plus: Ausflugstipps für den Advent – und die Geschichte eines verpassten Fluges.

05.12.2025, 06.30 Uhr

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Ich weiß, es wäre besser, das Handy abends lieber früher als später aus der Hand zu legen. Auch der neben mir auf der Couch sitzende Dezember mahnt: »Wie wäre es mit Kerzenschein statt leuchtendem Display?« Ertappt zucke ich zusammen, ziehe die Sofadecke etwas höher über meine Hände – und bleibe trotzdem, wo ich gerade bin: an Bord einer 133-tägigen Weltreise-Kreuzfahrt.

 Weiter geht die Fahrt (Symbolbild)

Miami: Weiter geht die Fahrt (Symbolbild)

Foto: Nico De Pasquale Photography / Getty Images

Seit ich vor wenigen Wochen das Tuten des Riesenpotts beim Auslaufen aus dem Hamburger Hafen gehört und auf Instagram die Aktivitäten einiger der etwa 2000 Passagiere entdeckt habe, bin ich als eine Art blinde, zugleich aber sehr sehende Passagierin virtuell zugestiegen. Gern würde ich behaupten, meine Neugier wäre rein beruflich. Vermutlich aber fallen meine aktuellen Sofa-Aktivitäten in die Kategorie guilty pleasure. Ich brauche kein Netflix. Und ja: Mein Gewissen ist dabei nicht emissionsfrei.

Ich leide mit, als die Gesichter mir völlig unbekannter Menschen während der stürmischen Atlantiküberquerung Richtung Nordamerika immer bleicher werden (»Ich hab jetzt wirklich keine Lust mehr«). Ich allerdings schon: auf Reels von Roomtouren durch teuer bezahlte Kabinen (»Maximal aushaltbare Zeit zu viert auf Kabine: 30 Minuten«), auf Seetag- und Landgangs-Content.

 Zuschauerfreuden (Symbolbild)

Mit dem Handy auf Reisen: Zuschauerfreuden (Symbolbild)

Foto: urbazon / Getty Images

Ich drücke die Daumen für eine freie Maschine im Waschraum (nach allem, was ich inzwischen gelernt habe, muss man dafür sehr, sehr früh aufstehen) und hoffe, dass sich die im Almhütten-Restaurant verlorene Zahnprothese eines Passagiers inzwischen wieder gefunden hat. Ergriffen binge ich Videos vom Einlaufen in New York. Aktuell sind wir in karibischen Gewässern unterwegs. Herrlich!

Mein Algorithmus geht längst davon aus, dass ich selbst ein Kreuzfahrtfan bin – und liefert. Dabei bin ich das nicht einmal. Ich schaue den Weltreisenden vor allem so gern zu, weil sie geschafft haben, was mir vollkommen unmöglich scheint: sich einfach mal eine richtige Weile lang abzumelden. Wie glücklich macht das?

  • Falls Sie im Herzen Kreuzfahrer sind: Die Reisen boomen, die Branche klotzt auch im kommenden Jahr mit ihren Neubauten. Bei den Nachhaltigkeitskonzepten sieht es anders aus. Werfen Sie hier einen Blick auf die neuen Kreuzfahrtschiffe .

  • Wie winzig das Segelboot von Finn-Ove Putensen und Talissa Hackbarth von einem Kreuzfahrtriesen aus betrachtet ausgesehen haben muss. Auf der »Beluga« haben die beiden Norddeutschen die Welt umrundet – und der Angst getrotzt. Hier geht es zu ihrem 33.000-Seemeilen-Abenteuer. 

  • Sie haben lieber festen Boden unter den Füßen und suchen nur das kleine Abenteuer? Dann schnallen Sie sich Schlittschuhe an. Vom Norden Deutschlands bis in die Schweiz – hier geht es zu besonders schön gelegenen Eislaufbahnen .

  • Falls Sie im Vorweihnachtstrubel noch Lust auf einen Adventsausflug haben: Vielleicht ist Quedlinburg am Rande des Harzes für Sie gut erreichbar. Noch an den kommenden beiden Wochenenden lohnt sich der Besuch der Altstadt-Höfe. Warum, erfahren Sie hier .

 Tipp für einen Adventsausflug

Quedlinburg: Tipp für einen Adventsausflug

Foto: Joko / picture alliance

Hingucker – das Bilderrätsel

Nicht zu übersehen – Weihnachten ist um die Ecke, naja, fast! Wissen Sie, wo in Europa ein Tannenbaum in bester Hanglage leuchtet?

 Ein Bild zum Rätseln

Hingucker: Ein Bild zum Rätseln

Foto: ValerioMei / iStockphoto / Getty Images

Die richtige Antwort finden Sie am Ende des Newsletters.

Reisebüro – eine Frage, unsere Antwort

Vermutlich hat auch Sie das Schicksal der vierköpfigen Familie aus Hamburg bewegt, die Mitte November in Istanbul verstorben ist. Einem Gutachten zufolge ist die Todesursache von Mutter, Vater und den beiden Kindern eine Vergiftung mit einem Insektizid. Das Mittel sei im Hotel zur Schädlingsbekämpfung verwendet worden, teilte die Istanbuler Staatsanwaltschaft mit.

Nicht nur aus der Türkei, auch aus Ägypten oder Sri Lanka sind mehrere Todesfälle nach Einsatz von Aluminiumphosphid bekannt.

Die Frage: »Wie können Reisende sich schützen?«

Die Antwort: Meine Kollegin Antje Blinda hat mit dem Schädlingsbekämpfer Christian Klockhaus gesprochen, er ist promovierter Chemiker und der Director of Science & Technology bei Rentokil Initial, einem nach eigener Aussage weltweit führenden Anbieter für Bettwanzenbekämpfung. Er hält es für ausgeschlossen, in Deutschland aufgrund eines Pestizideinsatzes im Hotel zu sterben. »In der EU gibt es ein Biozid-Zulassungsverfahren: Demnach dürfen professionelle Schädlingsbekämpfer nur Produkte einsetzen, die von entsprechenden toxikologischen Instituten geprüft und für einen bestimmten Einsatzzweck freigegeben wurden«, sagt er.

Und er betont: »Ich bin überzeugt, dass die meisten Schädlingsbekämpfer auf dem Markt professionell arbeiten.« Und: »Von den typischen Schädlingsbekämpfungsmitteln, die es auf dem Markt gibt, könnten nur Begasungsmittel wie Aluminiumphosphid oder Magnesiumphosphid zu Vergiftungen bis hin zum Tod führen. Geht man von einer unprofessionellen Verwendung aus, wird wahrscheinlich das übliche technische Gas eingesetzt, das verunreinigt ist. Und das hat eine besondere Eigenschaft: Es riecht leicht nach Knoblauch.« Knoblauchgeruch ist ein Alarmsignal  – hier lesen Sie das ganze Interview.

Hier gibt es Futter – für Kopf und Bauch

Reisebücher und gutes Essen machen satt und glücklich. An dieser Stelle haben wir zweierlei für Sie:

 Naturgewaltig

Der Osten Islands: Naturgewaltig

Foto: Feifei Cui-Paoluzzo / Getty Images

Für den Kopf: Eine Reise nach Island war für Fischer aus der Normandie oder der Bretagne einst kein Reisetraum, so wie er es heute für viele ist, sondern eine lebensgefährliche Unternehmung. Auch Olier heuert für den Kabeljaufang vor der Insel im wilden Nordatlantik an. In den Ostfjorden, im Jahr 1907, in einem französischen Krankenhaus für verletzte Fischer begegnet er der jungen Isländerin Sólrún. Zeitsprung ins Jahr 2024, wieder in den Ostfjorden, diesmal zur deutschen Genetikerin Maris, die hier forscht. In ihrem Roman »Unter weitem Himmel« nimmt die auf Island lebende deutsche Autorin Berit Glanz die Leser immer wieder knapp 120 Jahre zurück und vor und spürt auf den verschiedenen Zeitebenen der Frage nach, ob Heimat vielleicht hinter dem Horizont liegt.

Unter weitem Himmel

Berit Glanz

Verlag: Berlin

Seitenzahl: 256

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05.12.2025 06.57 Uhr

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Für den Bauch: Man kann natürlich, muss aber kein Skiurlauber sein, um sich winterliche Hüttengemütlichkeit ins Haus, pardon, den Magen zu holen – mit einem Germknödel. Oder wie man ihn auch gut beschreiben kann: als »gütigen Kugelmonarchen vom Vanillesee«. Na klar, gekrönt mit Mohn. Das ist das Rezept.

Das war was – Reisepannen, die in Erinnerung bleiben

Mehr noch als die beeindruckenden Ruinen oder weiten Strände behält man oft im Kopf, was auf dem Weg gründlich danebenging. Welche »Das darf doch wohl nicht wahr sein«-Situation hatten Sie unterwegs zu meistern? Schreiben Sie uns an: reise.leserpost@spiegel.de . Betreff: »Reisepannen«. Einige Ihrer Antworten würden wir nach Rücksprache gern veröffentlichen.

»Sie wollen wohin?«, fragte die Dame am Check-in-Schalter. »Sizilien!«, sagte ich, das Urlaubslächeln großzügig aufgetragen. «Na, da sind Sie ja gerade rechtzeitig da.« Ich runzelte die Stirn. «Das will ich schwer hoffen.« »…Ihr Flieger geht in diesem Moment!« Mein Urlaubslächeln hatte schlagartig Feierabend. «Wie bitte?»

So begann mein letzter Sizilienurlaub – nicht. Ich hatte mir die falsche Abflugzeit gemerkt, nämlich die des Anschlussfluges. Nachdem ich tapfer einen weiteren Hinflug für den kommenden Tag gebucht hatte und zwei Ratten am Hamburger Flughafen vorbeiflitzen sah, verwarf ich die Idee einer Übernachtung dort und trat den Nachhauseweg an, um nach drei Stunden Schlaf wieder am Flughafen zu stehen. Vier Stunden zu früh, die Angst im Nacken, mit Schweiß auf der Stirn.

14 Tage später reckte und streckte sich mein innerer Kater endlich auf seinem Fensterbrett, die Katastrophe unter fünf Pizzen und Meerwasser begraben. Nur, um am letzten Tag von der Swiss-Air-Dame gesagt zu bekommen, mit dem nicht angetretenen Hinflug sei auch der Rückflug verfallen. Das sei eben so. Auch ohne Hinweis. Zehnmal Verbraucherschutz brummelnd später, trat ich schließlich mit dem vierten Flugticket und löchrigen Taschen die Rückreise an. Aua.« Sylvie Gühmann, Redakteurin im Ressort Leben

Das war es für dieses Jahr – das Team des »Gute-Reise«-Newsletters wünscht Ihnen noch einen schönen Jahresausklang. Bis Januar!

Herzliche Grüße

Ihre Eva Lehnen

*Auflösung des Bilderrätsels: Ab dem 7. Dezember leuchtet dieser Baum im italienischen Gubbio in Umbrien am Hang des Monte Ingino.

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