Pete Hegseth: US-Demokraten fordern Videomaterial zu Vorfall in der Karibik

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Tödlicher Vorfall in der Karibik US-Demokraten fordern Veröffentlichung von Videomaterial

Ein mögliches Kriegsverbrechen der USA in der Karibik setzt Pete Hegseth unter Druck. Zwar wurde der Pentagonchef jetzt vom zuständigen Admiral entlastet, aber die Demokraten lassen nicht locker.

05.12.2025, 04.25 Uhr

 Attacke auf angebliches Drogenboot

US-Angriff in der Karibik (am 2. September): Attacke auf angebliches Drogenboot

Foto: realDonaldTrump / Truth Social / REUTERS

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Der wegen eines zweiten Angriffs auf ein angebliches Drogenboot unter Druck stehende US-Verteidigungsminister Pete Hegseth soll nach Angaben eines US-Admirals keinen Befehl zum Töten von Überlebenden gegeben haben. Admiral Frank M. Bradley habe vor für Militärfragen zuständigen Kongressmitgliedern angegeben, keinen Befehl erhalten zu haben, »alle zu töten«, sagten der republikanische Senator Tom Cotton und der demokratische Abgeordnete des Repräsentantenhauses, Jim Himes, Reportern im Anschluss (mehr zu der umstrittenen Aktion des US-Militärs lesen Sie hier ).

Das US-Militär hatte am 2. September ein Boot in der Karibik angegriffen, auf dem angeblich Drogen geschmuggelt wurden. Wenig später soll dann Berichten zufolge eine zweite Attacke angeordnet worden sein, um zwei überlebende Männer zu töten. Letztere könnte laut Experten gegen das Völkerrecht verstoßen haben – die Männer hatten sich der »Washington Post« zufolge an das Wrack geklammert und stellten keine unmittelbare Bedrohung dar.

Cotton sagte den Journalisten, auf einem Video des Angriffs zwei Überlebende gesehen zu haben. Er rechtfertigte den zweiten Angriff damit, dass die Überlebenden nach seiner Darlegung weiter mit Drogen geschmuggelt hätten. Beweise dafür, dass es sich bei den getöteten Männern tatsächlich um Rauschgifttransporteure handelte, gibt es nach wie vor nicht. Himes bezeichnete das Videomaterial als »eines der beunruhigendsten Dinge, die ich in meiner Zeit im öffentlichen Dienst erlebt habe.«

Hält der Admiral als Sündenbock her?

Der unter anderem wegen dieser Affäre in Bedrängnis geratene Verteidigungsminister Hegseth hatte jüngst eine direkte Verantwortung für den umstrittenen zweiten Angriff bestritten. Er habe den ersten Angriff auf das Boot in der Karibik Anfang September live verfolgt, sei dann aber zu einem anderen Termin gegangen, sagte er und ergänzte: »Ich habe persönlich keine Überlebenden gesehen«. Er habe erst ein paar Stunden später erfahren, dass der zuständige Kommandant, Admiral Bradley, die Entscheidung getroffen hatte, »zu der er voll und ganz befugt war«.

Beobachter befürchten, dass Bradley in der Affäre als Sündenbock herhalten könnte. Der demokratische US-Senator Jack Reed forderte nun auf der Plattform X, dass das Pentagon das vollständige und unbearbeitete Videomaterial zu dem zweiten Angriff veröffentlichen solle.

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Unterdessen gab das US-Militär am Donnerstag (Ortszeit) bekannt, ein weiteres angebliches Drogenboot angegriffen und dabei vier Menschen an Bord getötet zu haben. Der Angriff sei im östlichen Pazifik in internationalen Gewässern erfolgt, teilte das zuständige Regionalkommando des US-Militärs (Southcom) auf der Plattform X mit. Das Boot habe Drogen entlang einer bekannten Schmugglerroute transportiert.

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Die US-Streitkräfte greifen seit wenigen Monaten immer wieder angeblich mit Drogen beladene Boote in der Karibik und im Pazifik an, jeweils ohne konkrete Beweise als Rechtfertigung für die Angriffe vorzulegen. Dabei wurden Zählungen von US-Medien zufolge inzwischen fast 90 Menschen getötet. Die US-Regierung bezeichnet die Opfer durchweg als Drogenschmuggler und »Terroristen«. Die außergerichtlichen Tötungen sorgen für viel Kritik. Aus Sicht von Uno-Menschenrechtsexperten verstößt die US-Regierung damit gegen das Völkerrecht.

Pentagon-Chef Hegseth hatte erst vor wenigen Tagen bei einer Kabinettssitzung weitere Angriffe angekündigt. »Wir haben gerade erst damit begonnen, Drogenboote zu zerstören und Drogenterroristen auf den Grund des Meeres zu schicken«, sagte er.

Interne Untersuchung belastet Hegseth in Signal-Chat-Affäre

Hegseth geriet zuletzt auch aus einem weiteren Grund unter Druck: Das Aufsichtsgremium seines Ministeriums kommt zu dem Schluss, Hegseth habe durch seinen Umgang mit sensiblen Militärinfos riskiert, US-Soldaten zu gefährden. Weil er ein privates Handy für dienstliche Angelegenheiten nutzte und öffentlich nicht zugängliche Einsatzdetails über die App Signal teilte, hätte Personal zu Schaden kommen können, heißt es in einem teils geschwärzten Untersuchungsbericht, der nun veröffentlicht wurde. Auch Einsatzziele hätten durch den Austausch hochsensibler Informationen zu einem Angriff auf die Huthi-Miliz im Jemen im März gefährdet werden können.

Wenn diese Informationen in die Hände von Gegnern der USA gelangt wären, hätten Huthi-Kräfte möglicherweise in der Lage sein können, gegen US-Streitkräfte vorzugehen oder sich neu zu positionieren, heißt es weiter. »Auch wenn diese Ereignisse letztlich nicht eingetreten sind, stellten die Handlungen des Ministers ein Risiko für die operative Sicherheit dar, das zum Scheitern der Missionsziele der USA und zu einer potenziellen Gefährdung von US-Piloten hätte führen können.«

Pentagon-Sprecher Sean Parnell wertete die Ergebnisse der Überprüfung auf der Plattform X dennoch als »VOLLSTÄNDIGE Entlastung von Minister Hegseth«. Sie beweise, dass keine geheimen Informationen geteilt worden seien. Tatsächlich heißt es in dem Bericht, Hegseth habe auf seinem Privattelefon sensible Informationen über Signal verschickt, die er als nicht geheim einstufte. Verstöße gegen Richtlinien des Pentagons sieht der Bericht trotzdem: in der Nutzung des Privattelefons beziehungsweise einer nicht autorisierten, kommerziell betriebenen App.

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