Glosse: Das Streiflicht: Die Deutschen lieben ihre Ärgernisse heißer als ihre Vorlieben

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(SZ) Manchmal sieht es so aus, als stünden die Deutschen mit ihren Vorlieben im Augenblick unter keinem günstigen Stern. Alles sollen sie fahren lassen – den Rotwein, den Zucker, den Tabak und, wenn es nach den blauen Schlümpfen von der AfD geht, auch noch die Demokratie. Dabei wäre es manchmal vielleicht ganz schön, dieses so nervöse, von jedem Kinkerlitzchen auf die Palme gejagte Volk der Deutschen mit einer Packung zuckerkrustigen Asbach-Uralt-Pralinen und einer prallvollen Tüte Lauterbach-Kraut in den vorübergehenden Ruhestand zu schicken. Ruhestand ist in Deutschland auch ein Wort, das viel Unruhe birgt. Die einen haben Bammel vor der Rente, weil sie zu klein ausfallen könnte. Aber nur deshalb, weil die jungen Rebellen bei der CDU fürchten, dass die Rente zu hoch ausfallen könnte. Die Boomer wollen nach fünfzig Jahren weitgehend reibungsloser Lebensfeier auch eine gediegene Altersruhe mit wöchentlichen Rotwein-Lieferungen aus dem Périgord beanspruchen dürfen. Und die anderen, die wenig bis nichts haben und deren soziale Reichweite von der Fernbedienung reglementiert wird, die wollen wenigstens am Ende eines grauenvollen Jahres das neue grauenvolle Jahr mit Böllern, Raketen und Unterhaltungsgranaten begrüßen. Und das dürfen sie, wie es aussieht, bald auch nicht mehr: Böllerverbot!

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