Durfte der US-Verteidigungsminister geheime Angriffspläne auf Huthis über Chats teilen? US-Medien zitieren einen Bericht, wonach er Soldaten gefährdet haben könnte.
4. Dezember 2025, 0:56 Uhr Quelle: DIE ZEIT, AP, dpa, AFP, vsp
US-Verteidigungsminister Pete Hegseth steht laut Medienberichten wegen der Weitergabe sensibler Militärdaten über die Chat-App Signal im Mittelpunkt von Ermittlungen. Nach Einschätzung des internen Aufsichtsgremiums des Pentagons habe Hegseth möglicherweise US-Soldaten gefährdet, als er im März Pläne für einen Angriff auf die Huthi-Miliz im Jemen über die App teilte. Das berichten die Sender CNN, Fox News, NBC News, ABC News sowie die Nachrichtenagentur AP.
Der Bericht ist unter Verschluss und soll den Berichten zufolge am Donnerstag in geschwärzter Form veröffentlicht werden. Die Medien berufen sich auf Personen, die mit den Inhalten des ungeschwärzten Berichts vertraut seien. Kongressabgeordnete können den Bericht des Generalinspekteurs demnach bereits im Kapitol einsehen. Das Verteidigungsministerium reagierte am Mittwoch nicht unmittelbar auf die Bitte um eine Stellungnahme.
Hegseth habe "Risiken für die operative
Sicherheit geschaffen", als er mit anderen Regierungsmitgliedern auf
Signal geheime Informationen über einen Militärschlag gegen die
Huthi-Miliz im Jemen teilte, berichtete der Sender Fox News, für den der
Pentagonchef früher als Moderator tätig war. Sein Vorgehen hätte zu
"möglichen Schäden für US-Piloten führen können".
Privathandy für Dienstkommunikation genutzt
Laut dem Bericht sei Hegseth in seiner Funktion durchaus zur Freigabe vertraulicher Informationen befugt gewesen. Allerdings habe er die Regeln des Verteidigungsministeriums missachtet, indem er sein Privatgerät für die dienstliche Kommunikation genutzt habe, sagte eine der mit der Sache vertrauten Personen der Agentur AP. Der Bericht empfehle deshalb, alle Pentagon-Vertreter besser zu dem Thema zu schulen.
Hegseth habe sich geweigert, sich einer Befragung des Aufsichtsgremiums zu stellen, diesem aber eine schriftliche Stellungnahme übermittelt, erfuhr die AP. Der Verteidigungsminister habe darin bekräftigt, dass er aus seiner Sicht die Befugnis habe, nach eigenem Ermessen geheime Informationen freizugeben. Außerdem habe er nur solche Details weitergegeben, die die Mission nicht in Gefahr hätten bringen können.
Nach Angaben eines Informanten, den AP gesprochen hat, hält Hegseth die Untersuchung durch den Generalinspekteur für voreingenommen und politisch motiviert. Im August hatte ein Pentagon-Sprecher die Untersuchung bereits als "Hexenjagd" abgetan.
Journalist konnte geheime Angriffspläne mitlesen
Hegseth war im März in die Kritik geraten, weil er Details über bevorstehende Luftangriffe auf die Huthi-Rebellen im Jemen in einer Chatgruppe auf Signal weitergegegeben hatte, in die – vermutlich versehentlich – auch der Chefredakteur des US-Magazins The Atlantic eingeladen wurde. Der Journalist konnte die sensiblen Informationen in der kommerziell betriebenen App live mitlesen und machte die Sicherheitspanne später publik.
In dem Chat ging es um einen US-Militäreinsatz gegen die Huthi-Miliz im Jemen Mitte März. Hegseth teilte darin detaillierte Angaben über Waffen und Angriffszeiten mit US-Vizepräsident JD Vance, dem damaligen Nationalen Sicherheitsberater Mike Waltz, CIA-Chef John Ratcliffe sowie die Geheimdienstkoordinatorin Tulsi Gabbard – während der Atlantic-Chefredakteur Jeffrey Goldberg alles mitlesen konnte. Später berichteten Medien, dass Hegseth die Militärpläne in einer anderen Chatgruppe auch mit seiner Ehefrau und seinem Bruder geteilt habe.
Waltz, der für die versehentliche Einladung des Journalisten in die Chatgruppe verantwortlich gewesen sein soll, wurde in der Folge als Nationaler Sicherheitsberater abberufen und wechselte als US-Botschafter zu den Vereinten Nationen nach New York. Abgeordnete forderten daraufhin eine unabhängige Untersuchung von Hegseths Umgang mit der kommerziell erhältlichen App Signal.
Hegseth hatte behauptet, dass die Informationen aus den Chats nicht geheim gewesen sein. Mehrere Militärvertreter versicherten der AP aber, dass solche genauen Details von Angriffen auf jeden Fall der Geheimhaltung unterliegen müssten.

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