In gleich fünf Bundesländern wählen die Menschen 2026 ein neues Landesparlament. In diesem Artikel stellen wir aktuelle Umfragen zusammen und erklären, welche Mehrheitsverhältnisse wie realistisch sind.
Das deutsche Wahljahr 2026 beginnt am 8. März mit der Landtagswahl in Baden-Württemberg. Rund 7,7 Millionen Menschen sind wahlberechtigt. Ministerpräsident Winfried Kretschmann tritt nicht erneut an, für die Grünen strebt stattdessen Cem Özdemir das Amt an. Laut Umfragen könnte aber die CDU mit Spitzenkandidat Manuel Hagel die Grünen als stärkste Kraft ablösen.
Die Regierungskonstellation könnte damit von Grün-Schwarz zu Schwarz-Grün wechseln. Auch wenn man die Unsicherheiten berücksichtigt, die mit Umfragen einhergehen, hatte diese Koalitionsoption zum Zeitpunkt der Befragung die mit Abstand größte Chance, eine Mehrheit der Sitze im Landtag zu erreichen. (Lesen Sie am Ende dieses Artikels mehr darüber, wie wir aus den Umfragen die statistischen Wahrscheinlichkeiten für Mehrheiten einzelner Koalitionsoptionen berechnen.)
Zwei Wochen nach Baden-Württemberg wählt das Nachbarland Rheinland-Pfalz am 22. März einen neuen Landtag. Rund drei Millionen Menschen sind wahlberechtigt. Ministerpräsident Alexander Schweitzer (SPD) hat die Amtsgeschäfte in der laufenden Wahlperiode von seiner Vorgängerin Malu Dreyer übernommen. Nun muss sich Schweitzer erstmals als Spitzenkandidat einer Wahl stellen.
Laut Umfragen könnte die CDU mit Herausforderer Gordon Schnieder die SPD als stärkste Kraft ablösen. Die FDP, die derzeit noch Teil der amtierenden Ampelkoalition ist, wurde in der jüngsten Umfrage von Infratest dimap nicht mal mehr ausgewiesen. Eine schwarz-rote Koalition hat momentan die besten Chancen auf eine Mehrheit.
Am 6. September wählen die Menschen in Sachsen-Anhalt einen neuen Landtag. Rund 1,7 Millionen Wahlberechtigte gibt es hier. Ministerpräsident Reiner Haseloff stellt sich nicht erneut zur Wahl, die CDU tritt stattdessen mit Wirtschaftsminister Sven Schulze als Spitzenkandidat an. Laut Umfragen dürfte die AfD deutlich zulegen und könnte stärkste Kraft werden.
Mit Blick auf die aktuellen Umfragen und den Unvereinbarkeitsbeschluss der CDU gegenüber der AfD und der Linken steuert Sachsen-Anhalt auf eine schwierige Regierungsbildung zu. Nach derzeitigem Stand gibt es kaum Aussichten auf eine stabile Mehrheit – womöglich bleibt eine Minderheitsregierung als einzige Möglichkeit.
Erreicht im neuen Landtag bei der Wahl zum Ministerpräsidenten kein Kandidat in den ersten beiden Wahlgängen die Mehrheit aller Abgeordneten, kann der Landtag Neuwahlen beschließen oder einen dritten Wahlgang abhalten. Dann ist gewählt, wer »die Mehrheit der abgegebenen Stimmen« (ohne Enthaltungen und nicht abgegebene Stimmen) erlangt.
Am 20. September wählt Berlin ein neues Abgeordnetenhaus – mal wieder. Bei der Wahl 2023 handelte es sich um die Wiederholung der von Pannen begleiteten Wahl im September 2021. Die Wahlperiode endet daher regulär im Herbst 2026. Rund 2,4 Millionen Menschen sind wahlberechtigt. Die CDU von Kai Wegner, dem amtierenden Regierenden Bürgermeister, könnte laut derzeitigen Umfragen stärkste Kraft bleiben. Gleichzeitig könnte demnach ein Bündnis aus Linken, Grünen und SPD eine Mehrheit der Sitze erlangen und den aktuell schwarz-roten Senat ablösen.
Gleichzeitig mit Berlin wählen am 20. September auch die Menschen in Mecklenburg-Vorpommern einen neuen Landtag. Rund 1,3 Millionen Wahlberechtigte gibt es hier. Die SPD von Ministerpräsidentin Manuela Schwesig dürfte laut Umfragen massiv an Zustimmung einbüßen, die AfD hingegen sprunghaft zulegen.
Wie schon Sachsen-Anhalt steht auch Mecklenburg-Vorpommern vor einer schwierigen Regierungsbildung, sollte sich die politische Stimmung bis zur Wahl nicht noch deutlich verändern. Nach derzeitigem Stand hat keine der politisch denkbaren Konstellationen nennenswerte Chancen auf eine Mehrheit im Landtag – dann liefe es auf eine Minderheitsregierung hinaus.
In Mecklenburg-Vorpommern hat der neue Landtag von seinem ersten Zusammentreten an vier Wochen Zeit, eine neue Ministerpräsidentin oder einen neuen Ministerpräsidenten zu wählen. Kommt die nötige Mehrheit nicht zustande, beschließt das Parlament über seine Auflösung. Wenn der Landtag die Wahlperiode nicht vorzeitig beendet, ist bei einem weiteren Wahlgang gewählt, wer die meisten Stimmen erhält.
Umfragen sind mit Unsicherheiten behaftet. Die kommen zum einen daher, dass nicht alle Wahlberechtigten befragt werden, sondern immer nur ein kleiner Teil (Stichprobenfehler). Zum anderen sind auch systematische Verzerrungen möglich, etwa wenn bestimmte Gruppen für Umfrageinstitute schwerer erreichbar sind, seltener teilnehmen oder ihre Wahlabsicht anders angeben, als sie später tatsächlich wählen.
Um diese Unsicherheiten abzubilden, simuliert der SPIEGEL auf Grundlage der Umfragen jeweils tausend mögliche Wahlausgänge. Technisch nutzen wir dafür eine Monte-Carlo-Simulation: Ausgehend von den Umfragewerten ziehen wir in jedem Durchlauf zufällige Parteiwerte, die um die gemessenen Anteile schwanken. Werte in der Nähe der Umfrageergebnisse treten häufiger auf, weiter entfernte Werte seltener. Wir verwenden dabei eine sogenannte Dirichlet-Verteilung, die sicherstellt, dass sich die simulierten Anteile aller Parteien in jedem Durchlauf zu 100 Prozent summieren und realistische Kombinationen entstehen.
Die Breite der Schwankungen kalibrieren wir so, dass sie etwa dem doppelten Stichprobenfehler der Umfrage entspricht. Damit vergrößern wir die Unsicherheitsbereiche bewusst, um zusätzliche Fehlerquellen wie Effekte der Gewichtung oder typische systematische Abweichungen grob mitzuberücksichtigen. Empirische Untersuchungen zeigen, dass der gesamte Umfragefehler größer ist als der theoretische Stichprobenfehler einer einfachen Zufallsstichprobe, oft in der Größenordnung des Doppelten. Systematische Verzerrungen mit klarer Richtung können durch dieses Vorgehen jedoch nur näherungsweise erfasst werden. (Ungeachtet dessen markiert der schraffierte Bereich in den Säulendiagrammen nur das 95-Prozent-Konfidenzintervall, das sich aus dem Stichprobenfehler einer Umfrage ergibt.)
Für jeden Simulationsdurchlauf rechnen wir die simulierten Stimmenanteile in Parlamentssitze um. Dabei gehen wir vereinfacht von der Regelgröße der Landesparlamente aus, mögliche Überhang- und Ausgleichsmandate bleiben unberücksichtigt. In Berlin bleibt die Grundmandatsklausel unberücksichtigt, ebenso die Besonderheit, dass sich die Fünfprozenthürde auf alle abgegebenen Stimmen (inkl. ungültige) bezieht.
Aus den Sitzverteilungen in allen tausend Simulationen lässt sich ablesen, wie oft welche Koalitionsoption eine Mehrheit an Parlamentssitzen erreicht. Diese Häufigkeit entspricht – unter den beschriebenen Annahmen – der geschätzten Wahrscheinlichkeit, dass diese Koalition zum Zeitpunkt der Umfrage eine Mehrheit hätte. Wir übersetzen die Häufigkeiten in eine von fünf Wahrscheinlichkeitskategorien (0–200 Mal = »gering«, 201–400 Mal = »eher gering«, 401–599 Mal = »mittel«, 600–799 Mal = »eher hoch«, 800–1000 Mal = »hoch«).
Die Wahrscheinlichkeiten beziehen sich auf den Zeitpunkt der jeweiligen Umfrage und sind keine Prognose für die tatsächlichen Ergebnisse der Landtagswahlen.

vor 2 Tage
3








English (US) ·