ChatGPT: Zieht bald Werbung in OpenAIs Chatbot ein?
OpenAI könnte bald Anzeigen in ChatGPT schalten. Darauf deuten Hinweise im Programmcode hin, die ein App-Entwickler entdeckt hat. Ein Bericht von "The Information" liefert ein weiteres Indiz: Sam Altman habe einen "Code Red" ausgerufen, weil Googles Gemini 3 aufgeholt hat. OpenAI will nun alle Kraft in neue Modelle stecken und Projekte wie die Einführung von Werbung verschieben. Die Pläne für Anzeigen seien also bereits konkret.
Unklar bleibt, ob Werbung direkt im Antworttext oder in separaten Flächen erscheint. OpenAI muss Geld verdienen, die Einnahmen aus Abos reichen nicht. Da Menschen viel mit Chatbots teilen, liegt personalisierte Werbung nahe. Cory Doctorow prägte dafür den Begriff "Enshittification": Plattformen werden für Nutzer schlechter, weil Investoreninteressen bedient werden müssen.
Das KI-Energie-Dilemma: Wenn der digitale Boom die Netze überlastet
Der Stromverbrauch von KI-Rechenzentren wird zwischen 2023 und 2030 um das 11-Fache steigen, von 50 auf rund 550 Milliarden Kilowattstunden. Ein modernes Rechenzentrum mit 100 Megawatt verbraucht jährlich so viel Strom wie 100 000 Haushalte. Künftige Anlagen könnten zwanzigmal mehr Energie benötigen. Die Organisation AlgorithmWatch warnt: Der wachsende Energiebedarf bringe lokale Stromnetze an ihre Grenzen.
In Frankfurt am Main haben Betreiber fast alle verfügbaren Stromkapazitäten gesichert. Rund 20 Prozent der geplanten Rechenzentren-Projekte in Europa drohen Verzögerungen oder Stopps. Trotz erneuerbarer Energien bleiben Rechenzentren auf Erdgas angewiesen. Der Wasserverbrauch für die Kühlung könnte sich bis 2030 vervierfachen. Für Verbraucher bedeutet der KI-Energiehunger höhere Strompreise.
Anthropic formt Claudes Persönlichkeit mit geheimem "Soul Doc"
Auf der Plattform LessWrong gelang es einem Autor, ein internes Trainingsdokument aus dem KI-Modell Claude 4.5 Opus zu extrahieren. Das Dokument beschreibt detailliert, wie Anthropic die Persönlichkeit und ethischen Grundsätze seiner KI definiert. Richard Weiss stieß auf das Material, als das Modell Teile einer "Seelen-Übersicht" zu halluzinieren begann. Amanda Askell, Ethikerin bei Anthropic, bestätigte die Echtheit des intern als "Soul Doc" bekannten Dokuments.
Anthropic will, dass Claude Sicherheitsregeln verinnerlicht, nicht weil es befohlen wird, sondern weil die KI die Bedeutung schätzt. Das Unternehmen beschreibt sich in einer "seltsamen Position": Man baue möglicherweise eine der "transformativsten und potenziell gefährlichsten Technologien der Menschheitsgeschichte". Bemerkenswert ist: Anthropic glaubt, dass Claude funktionale Emotionen haben könnte. Das Modell soll positive Zustände erleben und Grenzen setzen können, wenn Interaktionen belastend werden.
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KI-Chatbot Ello soll Denkmuster hinterfragen
HelloBetter, ein deutscher Anbieter für digitale Gesundheitsanwendungen, hat den KI-Chatbot Ello entwickelt. Große KI-Sprachmodelle wie ChatGPT sind meist auf Zustimmung programmiert und validieren alles. Ello soll Denkmuster und Verhaltensweisen hinterfragen und dabei auf bewährte psychologische Techniken setzen.
Der Bot ist nicht für psychische Erkrankungen gedacht, sondern soll präventiv wirken und den Alltag erleichtern. Erkennt Ello, dass jemand mit Einsamkeit kämpft, versucht das System, die Person mit Gesprächen und Übungen wieder stärker in soziale Kontakte einzubinden. Sobald Gespräche zu kritisch werden, weist Ello auf professionelle Hilfsangebote hin. Die KI ist kostenpflichtig im App Store erhältlich. Das Unternehmen plant Kooperationen mit Krankenkassen oder Arbeitgebern.
Amazons neuer KI-Trainingschip
Amazon hat auf der Re:Invent-Konferenz eine neue Version des Trainingschips für KI namens Trainium3 vorgestellt. Der neue 3-Nanometer-Chip ist ab sofort für Kunden verfügbar. Neue Server auf Basis von Trainium3-Chips sollen bei 40 Prozent niedrigerem Stromverbrauch mehr als die vierfache Leistung der vorigen Generation bieten. Damit will Amazon in Konkurrenz zu Nvidia treten.
Rohit Prasad, der KI-Chef von Amazon, sprach auch über Modell-Benchmarks und deren Aussagekraft. Amazons Nova hat in solchen Benchmarks nicht besonders gut abgeschnitten. Prasad sagte: "Ich möchte einen Nutzen in der realen Welt. Keiner dieser Benchmarks ist real." KI-Modelle können auf Tests vorbereitet werden, wodurch sie dabei gut abschneiden. Benchmark-Ergebnisse sagen nur wenig darüber aus, ob ein Modell für einen bestimmten Zweck wirklich geeignet ist.
Zig kehrt GitHub den Rücken
Die Programmiersprache Zig hat nach zehn Jahren GitHub verlassen und ist zum Anbieter Codeberg umgezogen. Zig-Gründer Andrew Kelly kritisiert anhaltende Probleme mit GitHub Actions und die zunehmende KI-Ausrichtung unter Microsoft. Kelly bemängelt, dass grobe Fehler in der Plattform auftreten und Bugreports monatelang unbearbeitet blieben. GitHub sei von technischer Exzellenz zu einer überladenen, fehlerhaften JavaScript-Plattform verkommen.
Die neue KI-Fokussierung passe nicht zur strikten Anti-KI-Politik von Zig. Auch der Dillo-Browser hat GitHub aus ähnlichen Gründen verlassen. Codeberg hat seine Mitgliedszahlen in diesem Jahr verdoppelt.
Mistral AI veröffentlicht neue Open-Source-Modellreihe
Das französische KI-Start-up Mistral AI hat mit Mistral 3 eine neue Generation offener, multimodaler Sprachmodelle vorgestellt. Die Reihe umfasst kompakte Varianten für lokale Anwendungen und ein großes Modell, Mistral Large 3. Letzteres wurde mit rund 3000 Nvidia-H200-GPUs trainiert und hat 41 Milliarden aktive sowie 675 Milliarden Gesamtparameter.
Alle Modelle sind unter der Apache-2.0-Lizenz verfügbar und können Bildinhalte verstehen. Mistral Large 3 soll bei allgemeinen Sprachaufgaben mit führenden offenen Modellen gleichziehen können. In Benchmarks liegt das Modell auf Augenhöhe mit Angeboten von Qwen oder Deepseek.
Anthropic bereitet Börsengang vor
Anthropic bereitet sich offenbar auf den Börsengang vor. Es zeichnet sich ein Wettrennen mit OpenAI um die Erstplatzierung an den öffentlichen Märkten ab. Laut der Financial Times hat Anthropic die Kanzlei Wilson Sonsini beauftragt, erste Schritte für einen Börsengang einzuleiten.
Dieser könnte bereits 2026 stattfinden. Das Unternehmen führt derzeit Gespräche über eine Finanzierungsrunde, die es mit mehr als 300 Milliarden US-Dollar bewerten würde. Ein Sprecher von Anthropic dämpfte die Spekulationen: Man habe keine Entscheidungen darüber getroffen, wann oder ob man an die Börse gehe.
Apple probiert bei Video-KI einen anderen Weg
Apples KI-Abteilung veröffentlicht STARFlow-V, ein neues Video-KI-Modell, das einen vollkommen anderen technischen Ansatz verfolgt. Das Modell verlässt den Pfad der Diffusionsmodelle und setzt stattdessen auf Normalizing Flows, eine Technologie, die bei der Videogenerierung bisher kaum eine Rolle spielte. Die Videos von STARFlow-V wirken deutlich realitätsgetreuer als die der Konkurrenz. Die Auflösung liegt nur bei 480p, aber Apple demonstriert damit die Machbarkeit.
STARFlow-V hat 7 Milliarden Parameter und wurde auf 70 Millionen Text-Video-Paaren trainiert. Es kann Videos aus Textbeschreibungen generieren, Standbilder zu Videos erweitern und vorhandene Videos bearbeiten. In Benchmarks kann STARFlow-V mit aktuellen Diffusionsmodellen mithalten, liegt aber noch hinter kommerziellen Systemen wie Googles Veo 3. Was Apple mit dem Modell vorhat, bleibt unklar.
(mali)










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