Cybertrading: Schlag gegen die Werber hinter den Promi-Fakes

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Ermittlern der Zentralstelle Cybercrime Bayern (ZCB) und der Kriminalpolizei Würzburg ist ein bedeutender Schlag gegen die Zulieferer-Industrie des sogenannten Cybertrading-Betrugs gelungen. Bei einer von Europol unterstützten Razzia am 25. November wurden 14 Objekte in Deutschland und Israel durchsucht, darunter in Tel Aviv und Düsseldorf. Ziel waren die Netzwerke, die mit gefälschter Werbung massenhaft Daten potenzieller Anleger generieren und an betrügerische Callcenter verkaufen.

Mit frei erfundenen Erfolgsgeschichten und dem Missbrauch von Bildern von Prominenten oder TV-Formaten wie „Die Höhle der Löwen“ werden Anleger auf unseriöse Plattformen gelockt. Laut gemeinsamer Pressemitteilung versprechen die Täter beispielsweise KI-optimierte Gewinne, doch am Ende stehen immer Verluste. Die Razzia richtete sich gezielt gegen die Akteure im Hintergrund, die die irreführenden Werbekampagnen erstellen, und ein großes Affiliate-Netzwerk in Israel, das die erbeuteten Kundendaten an die eigentlichen Betrugs-Callcenter weiterverkauft haben soll.

„Aufgrund der bisherigen Ermittlungen besteht der Verdacht, dass allein 3300 Datensätze deutscher Opfer über das Affiliate-Netzwerk betrügerisch arbeitenden Callcentern zur Verfügung gestellt wurden. Im weiteren Verlauf verloren nach bisherigen Erkenntnissen mindestens 120 deutsche Opfer einen Gesamtbetrag von über 1,3 Millionen EUR“, heißt es in der Mitteilung. Man gehe von einem beträchtlichen Dunkelfeld aus.

Erste Auswertungen deuten darauf hin, dass das Affiliate-Netzwerk Umsätze im hohen dreistelligen Millionenbereich generieren konnte. Die Auswertung der bei den Durchsuchungen sichergestellten umfangreichen Datenmengen wird nach Einschätzung der Behörden noch längere Zeit in Anspruch nehmen. Ob für das Bild- und Video-Material mit KI generiert sind, lässt sich noch nicht mit Sicherheit sagen, wie Oberstaatsanwalt Dr. Nino Goldbeck auf Anfrage sagte.

Bei der Erstellung der Werbemittel kam vermutlich auch KI zum Einsatz. Ob das im aktuellen Fall zutrifft und bereits Deepfakes zum Einsatz kamen, ist laut Goldbeck noch nicht gesichert. Die Masche selbst ist nicht neu. Bereits im Sommer hatte die Verbraucherzentrale davor gewarnt, dass Kriminelle Deepfakes nutzen, um täuschend echte Videos von Prominenten zu erstellen, die für unseriöse Finanzprodukte oder Gesundheitsmittel werben. Dabei werden Videos oder Bilder bekannter Persönlichkeiten so manipuliert, dass diese scheinbar persönliche Empfehlungen aussprechen.

Kriminelle erstellen Deepfakes von Promis, in diesem Fall vom Unternehmer Dieter Hopp, dessen Klon für betrügerische Investments wirbt.

(Bild: Watchlist-Internet)

Wie solche Fälschungen in der Praxis aussehen, zeigt ein Beispiel des Portals „Watchlist-Internet“: In einem Deepfake-Video klärt dort der ehemalige Skirennfahrer Armin Assinger angeblich über eine unglaubliche Investitionsmöglichkeit auf. „Diejenigen, die in Bitcoin-Projekte investieren, sind Millionäre und verdienen durchschnittlich 20.000 bis 40.000 Euro pro Monat. Das Erstaunlichste daran ist, dass Sie nur 250 Euro brauchen, um anzufangen und in nur einer Woche können Sie bereits Ihre ersten 10.000 Euro haben“, heißt es in dem Video mit Assinger. Nach einer Registrierung meldet sich laut den Testern ein angeblicher Finanzberater und fordert zu einer ersten Investition auf.

(mack)

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