Ägypten: Jahrzehntealtes Rätsel um Sarkophag gelöst

vor 12 Stunden 1

Überraschender Fund in der nordägyptischen Totenstadt Tanis: Bei Ausgrabungen in der Stätte im nordöstlichen Nildelta entdeckte ein französisch-ägyptisches Archäologenteam kürzlich 225 kleine Fayence-Statuetten in einer Grabkammer. Bis dato war unklar, wem der nahe gelegene Sarkophag in der königlichen Totenstätte von Osorkon II. gehörte. Anhand der Figuren konnten die Forschenden rekonstruieren, dass es sich um die Ruhestätte von Pharao Scheschonq III. handelt.

Für diesen altägyptischen König war in Tanis eigentlich an anderer Stelle ein Grab vorgesehen. Offenbar sei er dort aber nicht begraben worden oder später an seine neue Ruhestätte transportiert worden, meint Frédéric Payraudeau, Chef der französischen Ausgrabungsmission in Tanis von der Universität EPHE-PSL. Seit seiner Entdeckung 1939 war der jetzt identifizierte Sarkophag namenlos gewesen.

Neue Hauptstadt für 21. und 22. altägyptische Dynastie

 Die Statuetten lösen ein altes Rätsel

Grabung in Tanis: Die Statuetten lösen ein altes Rätsel

Foto: Simone Nannucci / MFFT / dpa

Tanis wurde im elften Jahrhundert vor Christus als neue Hauptstadt des alten Ägyptens errichtet. Mit einem neuen Tempel und einer neuen Totenstadt sollte der Ort das südägyptische Theben ersetzen. Schon in der Bibel wird der Ort erwähnt.

Erste Ausgrabungen dort fanden im 19. Jahrhundert statt. Ab 1939 wurden schließlich Pharaonengräber aus der 21. und 22. Dynastie entdeckt. Das Areal streckt sich über 200 Hektar und beherbergt sieben Grabstätten, die teils über mehrere Kammern verfügen. Der jetzige Fund ist dem Forschungsteam zufolge der bedeutendste in den königlichen Gräbern seit 1946.

Scheschonq III., dessen letzte Ruhestätte nun identifiziert wurde, war Pharao der 22. Dynastie und regierte etwa von 830 bis 791 vor Christus. Seine Herrschaft war lang, aber sehr unruhig, wie Payraudeau erzählt. Der König habe versucht, sich im Süden durchzusetzen, und habe zeitweise mit mindestens zwei anderen Pharaonen um Macht gekämpft. In der Totenstätte in Tanis wurden ihm mehrere Arbeiten gewidmet, darunter auch das Portal.

Fund für Ägyptologen »enormes Glück«

 »Super Moment«

Reinigung der Figuren: »Super Moment«

Foto: P. Le Guilloux / MFFT / dpa

Der Fund selbst war für Missionsleiter Payraudeau ein »super Moment«. Zunächst seien bei den Arbeiten in der beengten Kammer drei, vier Statuetten sichtbar gewesen. »Man weiß sofort, dass es genial sein wird«, erzählt der Ägyptologe. Denn schon zu diesem Zeitpunkt ahnte das Team, dass die Inschriften auf den Figuren den Namen der Person verraten dürften, die hier beigesetzt wurde. Und tatsächlich: Auf vielen Fundstücken sei die Inschrift noch gut zu lesen. Der Fund sei »enormes Glück«, freut sich Payraudeau.

Was die Experten dabei verwunderte: Fast die Hälfte der Figürchen stellen Frauen dar. Normalerweise sei der Frauenanteil bei den Statuetten deutlich geringer. Eine Erklärung dafür, warum sich in der Grabkammer von Scheschonq III. so viele weibliche Figuren befinden, hat sein Team bisher nicht.

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